Grund - Drachen

Der Konstrukteur

Mit dem " Regulier - Drachen" hat der am Lindenberger Observatorium als Aufstiegsleiter tätige Rudolf Grund einen Drachen entworfen, der den perfekten Abschluss einer Reihe von Wetterdrachen bildete. Grund hatte seit 1907 an den Messaufstiegen mit Ballonen und Drachen teilgenommen; er hatte Erfahrungen mit N - Drachen und Schirm - Drachen gemacht und kannte deren "Schwächen".


Zur Konstruktion

In mehreren Zeichnungen hat Rudolf Grund selbst die beiden entscheidenden Verbesserungen seines Drachens gegenüber allen Vorgängern dargestellt. Er nannte seinen Drachen einen "Regulier - Drachen", aber zu Recht wird diese Konstruktion nach ihrem Erfinder "Grund - Drachen" genannt.



Mit seiner neuen, 1929 zum ersten Mal eingesetzten Konstruktion übernahm er vom Schirm - Drachen die Idee des innenliegenden "Skeletts", er führte aber zwei entscheidende Verbesserungen ein.


Die Verbindung zwischen Vorder- und Hinterzelle seines Drachens ist nicht starr, sondern so ausgeführt, dass die Vorderzelle sich bei zunehmenden Winddruck flacher stellen, sozusagen "auf dem Wind liegen", kann und dadurch der Zug auf dem Haltedraht vermindert wird. Die Gefahr des Abreissens wurde deutlich geringer.


Rudolf Grund hat zugleich die Seitensteuerung verbessert, bzw. überhaupt erst eingeführt: Die Seitenwände der hinteren Zelle sind in einem Winkel von ca. 7° zur Längsachse angeordnet. Giert der Drachen zur Seite, drückt der Wind auf die nach innen gerichtete Seitenfläche der Hinterzelle - und richtet so den Drachen wieder geradeaus.


Bauvarianten

Der Grund - Drachen wurde anfangs, mit Bambusgestänge und leichtem Baumwolltuch für die Bespannung, in vier Größen, gebaut: mit 10, 16, 25 und 32 qm tragender Fläche (das sind alle waagerechten, vom Wind getragenen Flächen der Zellen). Später wurden größere Drachen mit 42, 64 und sogar 100 qm tragender Fläche gebaut und geflogen.


Bei den größeren Modellen wurden die Bambusstäbe durch leichtere Aluminiumrohre ersetzt, außerdem wurde unterhalb der Vorderzelle ein zusätzliches, dreieckiges Segel eingesetzt, das flexibel auf den Wind reagieren konnte: bei schwachem Wind stellte es sich steil auf und vergrößerte die Tragfläche, bei zunehmenden Druck stellte es sich flacher ein. Weiterhin konnte durch die Verbindung zwischen Hinterzelle - Dreiecksegel und der vorderen Waage mittels Gummizüge der Arbeitsweg des Vordersegels so eingestellt werden, dass ein Überfliegen des Drachens verhindert wurde.



Die unterschiedlichen Größen boten den Vorzug, dass für jede Windsituation ein passender Drachen für die Aufstiege zur Verfügung stand.
Grund wählte die Dimensionen der Bauteile so, dass die Gestängeteile einer Vorderzelle für die Hinterzelle der nächstgrößeren Drachenversion verwendet werden konnte. Der Grund - Drachen konnte nach Beginn des 2.Weltkrieges ab 1941 nicht mehr eingesetzt werden, da die kilometerlangen Drachendrähte den Flugbetrieb gefährdeten. Damit war die Epoche der Sondierung der Atmosphäre mit Hilfe von Drachen zu Ende. Der Grund - Drachen setzte den genialen Schlussakzent.


Grundscher Regulierdrachen bei der Expedition in der Wüste Gobi. Die Drachen wurden zur Aufbewahrung wegen der starken Bodenwinde eingegraben.


Rudolf Grund ließ einige seiner Ideen patentieren. So zum Beispiel diese Reguliertechnik eingebaut in Kastendrachen. Damit sollte ein "Schrägstellen" der Drachenflächen zum Wind eine Zugregulierung auf den Flugdraht bewirken.

Text: Walter Diem
Bearbeitung: Werner Schmidt/Claudia Hammer-Schmidt



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