Wladimir Köppen,Professor an der Seewarte Hamburg berichtet über " Die Erforschung der freien Atmosphäre mit Hülfe von Drachen " aus dem Jahre 1902 :
Die Jahre 1893 - 95 bildeten einen neuen Ausgangspunkt in der Meteorologie, dessen Wirkungen sich nach und nach immer mehr fühlbar machen werden, eine wichtige Etappe in dem Übergang dieser Wissenschaft aus einer Kunde von der untersten Luftschicht in eine solche von der ganzen Atmosphäre.Die Jahre 1893 - 95 brachten uns zwei neue Hülfsmittel von weitgehendster Verwendbarkeit für dieses Studium: Den Drachen und den unbemannten Ballon, die beide dazu bestimmt sind, die gleichzeitig erfundenen leichten meteorologischen Registrierapparate in die freie Atmosphäre emporzutragen.
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Denn in der That, der Gang der gewaltigen Maschine, die wir als Erdatmosphäre bezeichnen, spielt sich in Vorgängen ab, die zum großen Theile hoch über unseren Köpfen verlaufen. Die Meteorologie war aber anfangs auf die Untersuchung der untersten Luftschicht allein angewiesen. Sie befand sich dabei in der Lage eines Menschen, der den Zusammenhang einer mächtigen Dampfmaschine enträthseln will, von der er nur einige langsam gehende Räder am Außenrande sehen kann. Es ist der Überblick über das Ganze, dessen wir zur richtigen Auffassung vor allem auch der Einzelheiten bedürfen; diesen Überblick können wir aber mit noch so vielen Stationen nicht gewinnen, wenn wir an der Erdoberfläche kleben bleiben.
Als 1879 der 2. Meteorologische Kongress in Rom zusammentrat, war die zur Gründung meteorologischer Observatorien auf Berggipfel gerichtete Bewegung schon in vollem Gange. Einzelne hochgelegene Stationen gab es schon seit geraumer Zeit; allein sie waren in Pässen oder an Abhängen gelegen, und ihre Beobachtungen zeigten deutlich lokale Einflüsse. Hier sind vor allem die Stationen im Alpengebiet - Rigi (1784m), Obir (2043m) und Schafberg (1776m), sowie in Amerika die Stationen des Signal- Service auf dem Mount Washington (1916m) und dem Pikes Peak (4300m) und in Frankreich das Observatorium auf dem Gipfel des Pic du Midi (2859m) zu nennen.
Köppen weiter: Allein Berggipfel sind nicht überall zu haben und die Verhältnisse über den Tiefebenen bleiben für diese Methode unzugänglich. Und so frei auch der Gipfel gelegen sein mag, immer ist eine Einwirkung der Bergmasse auf die Aufzeichnung vorhanden.
Soll die Meteorologie von dem kleben am Boden sich befreien, so müssen also unbedingt noch andere Mittel benutzt werden.
Auf dem Meteorologischen Kongress in Paris 1896 wurde empfohlen, zu der Reihe bemannter Ballonfahrten zwei neue Methoden hinzuzufügen:
1. Durchführung simultaner Auffahrten mit bemannten und unbemannten Ballonen
2. Regelmäßige Durchführung von Fesselaufstiegen mit Ballons und Drachen
Für beide Konstruktionen war die Vorbedingung - zuverlässige und sehr leichte Registrierapparate verwenden zu können - erfüllt.
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