Sie sind hier: 1919 - 1945
Weiter zu: Höhenaufstiege
Allgemein:
Die Jahre 1919 - 1945
-
Am 1. August 1919 wurde am Observatorium Lindenberg mit einem aus acht Schirmdrachen bestehenden Drachengespann der heute noch bestehende Höhenweltrekord für Fesseldrachen von 9740 m aufgestellt.
-
Der deutsche Aerologe Herath unternahm 1920 / 1921 zahlreiche Messungen des von einem Drachengespann zur Erde fließenden Ausgleichstromes. Die dabei gewonnenen Ergebnisse führten zu einer ersten Erklärung der Luftströmungen in Verbindung mit Lautstärkeschwankungen beim Funkverkehr.
-
Ab 1918 wurden mit Drachengespannen immer größere Höhen erreicht. Bei diesen Aufstiegen wurde ein Hauptdrachen mit bis zu acht kleineren, sogenannten Hilfsdrachen, verwendet. Das Material, insbesondere die Haltedrähte, wurde oft derart überstrapaziert, daß es zum Abriß, also zum Verlust der Drachen mit den daran befestigten Meßinstrumenten kam. Durch die steigende Anzahl der Überlandstromleitungen stellten herabfallende Drähte ein weiteres Risiko dar. Ebenso mußte das Bedienpersonal vor Blitzschlag in den Flugkörper und in die Fesselung sowie gegen "Abbrenner" infolge großer luftelektrischer Potentialgradienten geschützt werden.
-
1925 konnte zumindest die Zahl der "Abreißer" durch Sicherheitsklemmen, bei der die gefährliche Zugsteigerung im Hauptdraht eine Abwurfvorrichtung für die Hilfsdrachen auslöste, reduziert werden.
-
Anmerkung von Dr. Hans Steinhagen: Nach einer Statistik der Abreißer von Harald Koschmieder sind 3 signifikante Reduzierungen von Abreißern in Lindenberg zu verzeichnen: 1911 (Schirmdrachen); 1919/1920 (Frage: Wurde bereits in dieser Zeit mit der Sicherheitsklemme experimentiert oder was war der Grund?); 1929 (Grunddrachen)
-
-
1929 erfand Rudolf Grund den G-Regulierdrachen . Mit diesem relativ leichten Drachen konnte das Problem der Unberechenbarkeit des Winddrucks und des oft damit verbundenen Abrisses des Haltedrahtes endgültig gelöst werden.
-
1931 wurden in den USA die Drachenaufstiege zugunsten von Flugzeugaufstiegen aufgegeben.
-
1933 entwickelte Kopp in Lindenberg eine Fesselanordnung, um meteorologische Elemente an einer festen Stelle der freien Atmosphäre in ihrem zeitlichen Verlauf zu registrieren. Er verwendete dazu zwei Drähte (ein Haupt- und ein Hilfskabel ), um in Höhen bis maximal 30m Messungen der Vertikalkomponente des Windes durchzuführen.
-
1937 - Vergrößerung des G-Drachens auf 64qm Fläche.
-
1938 nahmen Schulz und Dubois Blitzstromstärkemessungen bei Drachenaufstiegen vor. Sie starteten kurz vor dem Gewitter einen 32qm großen Drachen. An seinem Haltedraht, oberhalb einer geerdeten Azimutrolle, wurde eine Halterung aus Holz mittels Gummizug angeklemmt, an der in verschiedenen Abständen vom Draht Stahlstäbchen befestigt waren. Der durch den eingeschlagenen Blitz erzeugte permanente Magnetismus in den Stäbchen ergab eine meßbare Größe für die Stromstärke des Blitzes.
-
Am 31. Januar 1945 kam es in Lindenberg erstmals seit Bestehen des Aeronautischen Observatoriums zu einer Kollision mit einem Flugzeug. Bei sehr niedrigen Wolken streifte eine Ju 52 ein 80m hohes Antennenteil der Funkstelle, glücklicherweise ohne besondere Folgen.
-
Bis zum 14. April 1945 wurden in Lindenberg Fesselaufstiege weitergeführt, teilweise unter Gefährdung des Aufstiegpersonals durch Fliegerbeschuß.
-
Am 26, April 1945 erfolgte die Besetzung des Observatoriums durch sowjetische Truppen.
-
Aufgrund der während des 2. Weltkriegs stark vorangetriebenen Entwicklung der Radiosondentechnik sowie des immer stärker aufkommenden zivilen Flugverkehrs wurde bis auf wenige Ausnahmen der Fesselaufstiegbetrieb in größeren Höhen eingestellt.
-
Heute werden Fesselaufstiege nur bei Geländesondierungen von Meßzügen der Wetterdienste durchgeführt.
-
Hierbei werden jedoch keine Drachen, sondern Drachenballone ( Kyton ) verwendet.