Kuznetsov
Dr. Hans Steinhagens Brief vom 2.3.2009 an wetterdrachen.de
Dr. Hans Steinhagens Brief vom 12.3.2009 an wetterdrachen.de
Der Konstrukteur
Über den Konstrukteur dieses Drachens, Vasily V. Kuznetsov, war bis dahin wenig bekannt.
V. Kuznetsov war als Ingenieur am Meteorologischen Observatorium im russischen Pawlowsk bei St. Petersburg für die Technik der Aufstiege zur Sondierung der freien Atmosphäre verantwortlich. Da es zu jener frühen Zeit der Aerologie einen regen internationalen Austausch unter den Wissenschaftlern und Technikern gab, waren ihm die in Westeuropa und Nordamerika verwendeten Drachen bekannt. Er wollte einen eigenen Drachen einsetzen und kam zur Lösung, aus den bis dahin üblichen Kastendrachen mit rechteckigem Querschnitt, wie er von Lawrence Hargrave erarbeitet worden war, einen Drachen zu entwickeln, dessen Querschnitt ein Halbkreis ist.
Im Jahr 1904 tagte die Internationale Kommission für wissenschaftliche Luftfahrt in St. Petersburg. Bei dieser Gelegenheit führte Kuznetsov auch den am Meteorologischen Observatorium Pawlowsk eingesetzten Drachen vor.
Die Konferenzteilnehmer erfuhren, dass Drachen in Gespannen von 4, 6 und mehr Drachen verwendet wurden. Professor Hergesell, später Direktor des Aeronautischen Observatoriums Lindenberg, hatte diese Drachen bei seinen Expeditionen mit dem Fürsten von Monaco im Mittelmeer und auf dem Atlantik im Frühjahr und Sommer des Jahres 1904 eingesetzt... wobei sie sich gut bewährt hatten. Sowohl ihre Verwendbarkeit bei relativ schwachem Wind sowie ihre große Stabilität wurden hervorgehoben.
Drachen im Drachen
Wenn ein Meteorologisches Observatorium für einen regelmäßigen Aufstiegsbetrieb viele Drachen auf Vorrat bereithalten musste, dann konnte die Lagerung zu einem Problem werden - es sei denn, es wurden Drachen eingesetzt, die sich möglichst klein zerlegen ließen und so Platzsparend zu verstauen waren.
Kuznetsov schlug eine elegante, "typisch russische Lösung" vor. Er ließ die für ein Gespann vorgesehenen Drachen mit von Drachen zu Drachen kleineren Dimensionen bauen, so dass alle Drachen nach der Idee der " Puppe - in - der - Puppe" ineinander gesteckt werden konnten und damit auch vier oder fünf Drachen nur so viel Platz wie ein einzelner Drachen benötigten.
Mit zunehmender Praxis zeigte sich allerdings, dass das Drachengestell doch nicht so stabil war und bei böigem Wind oft in sich zusammenfiel. Deshalb ließ Kuznetsov seinen Drachen dann - wie andere Drachen seiner Zeit auch - im Inneren mit Spanndrähten versehen. Die Drachen konnten nun zwar nicht mehr so Platzsparend wie zuvor gelagert werden, aber dafür war ihr Flugverhalten um vieles besser geworden. Allerdings mussten dazu in einem Drachen nicht weniger als 30 Spanndrähte eingezogen werden.
Text: Walter Diem
Bearbeitung: Claudia Hammer-Schmidt/Werner Schmidt