Aeronautisches Observatorium Lindenberg
Hoher Besuch
Im Sommer und Herbst des Jahres 1904 wurde das neue Aeronautische Observatorium bei Lindenberg, im Kreis Beeskow/Storkow gelegen, mit einem Kostenaufwand von über 500 000,-- RM erbaut und als selbständige wissenschaftliche Einrichtung vom meteorologischen Institut abgetrennt.
Am 16. Oktober 1905 erfolgte die feierliche Einweihung des Observatoriums in Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers Willhelm II, welcher den Fürsten Albert von Monaco zu derselben eingeladen hatte.
Der Empfang Seiner Majestät des Kaisers am Bahnhof Lindenberg sowie das Eintreffen am Hause des Direktors sind auf diesen Bildern wiedergegeben
Nach der sich anschließenden Festrede des Direktors des Observatoriums erfolgte ein Rundgang durch das Observatorium und die Vorführung von Aufstiegen mit Registrierballonen und Drachen.
Aus den zahlreichen Beweisen von Huld- und Leutseligkeit, mit denen der Kaiser bei derartigen Gelegenheiten nicht zu kargen pflegte, sei eine kleine Episode erwähnt:
Lawrence Rotch, der am Vorabend der Gast des Kaisers im Berliner Schloße gewesen war, trat, als sich der Kaiser zum Einsteigen in den Wagen anschickte, unvermutet und schnell auf seine Majestät zu, und sagte: "Majestät, ich habe gestern Abend vergessen, mir das Menü der Abendtafel im Schloss einzustecken. Kann ich nicht noch eins erhalten?" Der Kaiser, erwiderte mit fröhlichem Lachen : " Ja, das sollen Sie haben. Und grüßen Sie Ihre Frau und Kinder schön von mir."
Der Kaiser mit Gefolge vor der Ballon- und Drachenhalle
Richard Assman schreibt:
Trotz der relativen Größe des Geländes von 28 1/2 ha war es von vornherein klar, daß dieses Gelände für einen intensiven Drachenbetrieb nicht ausreichen konnte, und daß man deshalb auf Gute und Getreue Nachbarn rechnen mußte, die schlimmstenfalls für Geld und gute Worte erlauben würden, daß man gelegentlich zum Austragen von Drachen die benachbarten Äcker betreten dürfe, wenn der Unterwind nicht hinreichte, um sie vom Observatoriumsgelände aus in die Höhe zu bringen.
Das Gelände des Observatorium Lindenberg
Hätte man dieses voraussehen können, dann hätte man ein Gelände von mehr als dem 40 fachen Flächeninhalt anfordern müssen. Wenn der Bodenwind zu schwach ist, um einen Drachen zu heben, während schon in einigen 100 m Höhe eine ausreichend starke Luftbewegung herrscht, bleibt kein anderer Ausweg, als den Drachen 4 - 5 km weit auszutragen, und ihn dann mittels des elektrischen Windwerkes so schnell einzuholen, um ihn zum steigen und zum eindringen in den oberen stärkeren Wind zu bringen.
Im Vordergrund die Werkstatt mit Schlosserei und Drachentischlerei, dahinter das Windenhaus und die Ballon - und Drachenhalle
Werkstatt mit Bürogebäude. Rechts im Hintergrund ist die Herzberger Kirche mit dem Glockenturm zu sehen
Das Haus des Direktors von der heutigen Schulstraße aus gesehen
Observatorium von Südost gesehen