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Berlin Tegel

Blick auf das Gelände des Tegeler- Observatorium


Etwas später als an den genannten Orten, aber von vornherein mit sehr großen Mitteln und nach einem großen Plane, wurde die Drachensondierung in Berlin aufgenommen. Im Frühling 1899 wurde hier eine aeronautische Abteilung am Preußischen Meteorologischen Institut gegründet, in welchem die beiden Hauptträger jenes Unternehmens, Prof. Assmann als Vorstand und Herr Berson als 1. Assistent, die Leitung übertragen wurde.


Das Personal besteht aus 1 Ballon- Meister, 2 Ballon- Gehilfen, und mehreren ständigen Hilfskräften. Die beiden Herren Assmann und Berson wurden damit beauftragt, den Bau und die Ausrüstung eines Aeronautischen Observatoriums in der Nähe von Berlin in Angriff zu nehmen. Die Wahl fiel auf einen leider ziemlich ungünstigen Platze an der Nordwest- Seite der Stadt in der Jungfernheide.

Aufstiegturm mit Lamson Drachen

Richard Assmann berichtet im August- Heft der Zeitschrift "Das Wetter" über Schwierigkeiten des Drachenbetriebes und des merkwürdigen Aufstieges vom 26. Juli 1900, in welchem mit Hülfe von 5 Hargrave- Drachen und 7120 m Draht von 0,8 - 1,0 mm Durchmesser eine Höhe von 4255 m erreicht wurde, aber durch Nachgeben einer Splissung die Drachen mit 6250 m Draht eine Reise nach Südosten antraten, die sich für die beiden Obersten durch wiederholtes sich-verankern und wieder-losreißen bis auf 140 km ausdehnte. Sie wurden in einem Forst in der Lausitz aufgefunden.

Dienstgebäude des Observatorium - Tegel ca. 1901

Leider kam bei diesem höchstinteressanten Aufstieg auch ein Knabe durch den nachschleppenden Draht zu Schaden, was zur Folge hatte, daß der Veranstaltung weitere Aufstiege auf dem Observatorium außerordentliche Beschränkungen auferlegt wurden.
Die Verlegung des Observatoriums am Tegeler Schießplatze wurde beschlossen in Folge der zahlreichen und immer bedrohlicher werdenden Störungen des Verkehrs der allzu nahe gelegenen Großstadt Berlin durch abgerissener Drachendrähte des Observatoriums, die sich auf Fernsprech- und Telegrafenleitungen, sowie auf die Drähte der immer näher heranwachsenden Elektrischen Straßenbahn legten und dort allerhand Unfug verübten.
Ebenso traten immer häufiger die gegenseitigen Behinderungen zu Tage, bei dem dichtbenachbarten Luftschifferbataillon, dessen Fesselballone mit ihren Kabeln die Drähte der erheblich höher steigenden Drachen kreuzten, wobei das Recht des Stärkeren zur Anwendung kam, in dem ein großer Fesselballon des Luftschifferbataillons unsere Drachen in der Luft apportierte, während unsere Drachen oft genug die kleinen Funkerballons einfingen, und wie einen Indianerskalp am Gürtel als Trophäe herabholten.
Soweit Richard Assmann.

Bei der Wahl eines neuen Observatoriumsortes mußten deshalb in erster Linie die Gründe für seine Verlegung berücksichtigt werden:

- keine Großstadt
- keine Elektrischen Bahnen
- möglichst wenig Menschen
- besonders keine Luftschiffer

Bei den Gründen für die Verlegung des Observatoriums von Tegel nach Lindenberg muß noch erwähnt werden, dass die Liegenschaft in Berlin-Tegel bereits am 4.4.1902 (!) vom Kriegsministerium gekündigt wurde. (siehe "Der Wettermann" von Dr.Hans Steinhagen S. 378).